Fundament / Keller

Feuchte Kellerwände - aufgraben oder nicht?

Feuchte Kellerwände sind ein Problem vieler alter Häuser. Diese Feuchtigkeit sorgt dafür, dass die Bausubstanz langsam aber sicher zerstört und Schimmelpilzen ein idealer Lebensraum geboten wird.

Der Hausbesitzer tut gut daran, die Feuchtschäden schnellstmöglich zu beseitigen. Meist stellt sich ihm dann auch die Frage, ob er die Kellerwand aufgraben muss oder ob er die Wand auch auf andere Weise trocken bekommt. Eine pauschale Antwort lässt sich darauf nicht geben, da das Thema sehr komplex ist. Es ist daher unbedingt ratsam, einen Fachmann um Hilfe zu bitten, denn es gibt zahlreiche Möglichkeiten, warum eine Wand feucht ist. Die Feuchtigkeit kann zum Beispiel von unten oder von der Seite kommen. Das Problem kann zudem hausgemacht sein, wenn man im Sommer das Kellerfenster offen lässt und die warme feuchte Luft an den kalten Kellerwänden kondensiert.

Und wenn man dann die Ursache kennt, ist immer noch nicht klar, wo genau sich das Leck im Keller befindet. Wasser nimmt die unmöglichsten Wege, so dass Leck und Wassereintrittsstelle an zwei völlig unterschiedlichen Orten liegen können. Ein Sachverständiger für Mauerwerkssanierungen kennt allerdings Mittel und Wege, dies herauszufinden. So können dann die geeigneten Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. Grundsätzlich kann der Fehler in einer mangelhaften Vertikal- oder Horizontalabdichtung liegen – oder an beidem. Zudem werden Verfahren der Außen- und Innenabdichtung unterschieden.

Außenabdichtung bei seitlich eindringender Feuchtigkeit

Dringt bei einer Kellerwand die Feuchtigkeit von der Seite ein (was einer der häufigsten Gründe ist), stellt die Außenabdichtung die beste Lösung dar. Hier muss allerdings die Kellerwand aufgegraben werden, was der eine oder andere Hausbesitzer auch selbst schafft. Das Aufgraben ist jedoch nicht immer oder nur unter großem Aufwand möglich. Bei einer Außenabdichtung greift die DIN 18195, die sich mit der Abdichtung von Bauwerken gegen Wasser und Feuchte beschäftigt. Die DIN kennt bei einer Kellerabdichtung vier Lastfälle: Bodenfeuchtigkeit, vorübergehend aufstauendes Sickerwasser, nichtstauendes Sickerwasser und drückendes Wasser. Je nach Lastfall kommen verschiedenen Abdichtungsverfahren hauptsächlich mit Bitumen zum Einsatz. In den vergangenen Jahren haben sich jedoch auch Systeme mit PVC-Bahnen durchgesetzt. Der Fachmann spricht hier von der K-Wanne. Diese eignet sich insbesondere auch in Druckwassergebieten.

Bei den Lastfällen „Bodenfeuchtigkeit“ und „nichtstauendes Sickerwasser“ dürfen zum Beispiel kunststoffmodifizierte Bitumen-Dickbeschichtungen zum Einsatz kommen. Bei bindigen Böden wird zudem eine Drainage gefordert, die unten an der Sohle des Grabens angelegt werden muss. Die Dickbeschichtung wird entweder auf der Kelleraußenwand mit einem Spachtel aufgetragen oder aufgespritzt. Ist mit Sickerwasser zu rechnen, muss zusätzlich ein Gewebe eingelegt werden und die Bitumenschicht sollte ein Millimeter dicker sein. Bei Bodenfeuchtigkeit reicht eine Schichtdicke von 3 mm aus, bei Sickerwasser sind 4 mm vorgeschrieben. Kaltverklebte Bitumenbahnen können beim Lastfall „Bodenfeuchtigkeit“ verwendet werden. Nach einem kaltflüssigen Voranstrich werden die selbstklebenden Bitumenbahnen überlappend an die Außenwand geklebt. Die beste bituminöse Lösung stellen heißverklebte Bitumenbahnsysteme dar, die auch bei drückendem Wasser ihren Einsatz finden. Zwar ist die Verarbeitung aufwendiger, aber wenn dafür der Keller trocken bleibt, ist dies jedoch zu verkraften.

Wenn es keine andere Lösung gibt: Innenabdichtung von Kellern

Wie bereits erwähnt, kann die Kelleraußenwand nicht immer aufgegraben werden. In solchen Fällen muss ein feuchter Keller von innen abgedichtet werden. Herrscht im Keller jedoch eine Luftfeuchtigkeit von über 60 Prozent vor, so ist Vorsicht angesagt, denn dann besteht die Gefahr der Schimmelbildung, weil Wasser an den Wänden kondensiert. Die Vorbereitungsmaßnahmen vor der Innenabdichtung sind recht umfangreich. Zunächst muss der gesamte nicht tragfähige Putz abgeschlagen werden. Risse im Mauerwerk sind auszustemmen und mit Mörtel zu verschließen. Bei Betonwänden funktioniert das Gleiche mit einem Injektionsharz.

Sind alle Risse verschlossen, kann mit der eigentlichen Abdichtung der Wände begonnen werden. Dies funktioniert mit einer starren oder elastischen Dichtungsschlämme. Nach dem Abbinden der Schlämme kann noch eine Wärmedämmung angebracht oder die Wand mit einem Sanierputz versehen werden. Steigt Feuchtigkeit von unten durch die Wände nach oben, ist eine Horizontalsperre notwendig. Nachträglich lässt sich solch eine Horizontalsperre durch Mauerinjektionen herstellen. Bei Ziegel- und Natursteinmauerwerk hat sich auch das Chromblechverfahren bewährt. Hier werden gewellte Bleche in Bodenhöhe in die Mauerfugen gerammt, wodurch der Feuchtigkeitstransport von unten nach oben unterbunden wird.

Die Feuchtigkeit kann nicht nur über die Wände, sondern auch über die Bodenplatte nach oben steigen. Auch diese sollte daher möglichst abgedichtet werden, was wieder mit einer Dichtschlämme angegangen werden kann. Hierfür müssen zunächst einmal alle alten Beläge wie Fliesen entfernt werden. Anschließend wird der Boden mit einer Ausgleichsmasse nivelliert. Nun kann die Dichtschlämme in zwei Durchgängen eingebracht werden. Die Schichtdicke sollte mindestens drei Millimeter betragen. Diese Maßnahme kann ein Hausbesitzer durchaus selbst ausführen. Eine Alternative zu dieser Methode ist die Schleierinjektion. Dafür müssen in regelmäßigen Abständen Löcher in Wand und Boden gebohrt werden, die bis ins Erdreich gehen. Durch diese Löcher wird ein Gel gepumpt, das die Erde verdrängt und sich wie eine schützende Haut um Fundament und Kellerwände legt. Man kann auch sagen, dass der Keller einen Gummistiefel übergezogen bekommt.