Fliesen

Fliesenschäden – Auslöser und Sanierungsmöglichkeiten

Fliesen und Platten aus keramischen Materialien sind robust und langlebig. Dies gilt allerdings nur dann, wenn die Ausführung als Wand- oder Bodenbelag sorgfältig und nach dem Stand der Technik durchgeführt wird. Ein nicht fachgerecht aufgebauter Untergrund oder Mängel bei der Verlegung können zu Rissen und Fliesenbruch führen. Viele Baufehler rächen sich oft nicht einmal an der Fliese direkt, sondern im Bereich der Anschlüsse und Fugen wie auch im Raumklima. Vor allem Undichtigkeiten sind fatal und führen zu Feuchtigkeit und Schimmelbildung.

Keramische Beläge müssen auf ebenen Untergründen verlegt werden. Die Toleranzen laut DIN EN 18202 „Toleranzen im Hochbau – Bauwerke“ sind in der Regel zu weit gefasst, so dass eine Belagsfläche aus Fliesen oder Platten die Abnahme vermutlich nicht überstehen würde. Laut Tabelle 3 sind für flächenfertige Böden und Wände Toleranzen von bis zu 5mm pro Streckenmeter erlaubt, für erhöhte Anforderungen gelten immer noch 3mm Toleranz. Werden Fliesen und Platten direkt verlegt, dann führt das zwangsläufig zu Problemen wie lockeren Fliesen und im schlimmsten Fall zu Fliesenbruch bei Belastung.

Vermieden werden kann dieser Schaden durch eine Flächenspachtelung oder den Einsatz von selbstnivellierendem Fließbettmörtel. Teilweise schafft auch eine Mittelbettverlegung Abhilfe. Besonders dann, wenn die Fliesen im Dünnbett verlegt werden, sollte die Toleranz 1,5mm nicht überschreiten. Ebenso wie der Untergrund sollten auch die Fliesen genau geprüft werden. Produktionsbedingte Toleranzen wie die Schüsselungsneigung führen häufig zu Überzähnen. Damit wird die Höhendifferenz zwischen zwei Fliesen am Fugenstoß bezeichnet. Summieren sich Überzähne mit Unebenheiten im Untergrund, kommen leicht unzumutbare Fliesenbeläge zustande, die weder optisch noch hinsichtlich der Nutzung die Vorgaben an einen ebenen und homogenen Bodenbelag erfüllen.

Arten von Schäden

Feuchteschäden

Feuchteschäden an Fliesen- und Plattenbelägen können den gesamten Fußbodenaufbau beschädigen. Schlimmstenfalls kann sogar eine komplette Sanierung inklusive Entfernung und Neuaufbau des Estrichs erforderlich werden. Unterschieden werden zwei Hauptursachen, durch die Feuchteschäden entstehen können. Entweder wurde bereits bei der Verlegung Feuchte unter den Fliesen eingeschlossen oder die Schäden entstanden durch nachträglich eingedrungene Feuchtigkeit, zum Beispiel aufgrund fehlerhafter Abdichtungen.

Wird die Feuchtigkeit im Zuge der Verlegung unter dem Belag eingeschlossen, zum Beispiel durch den Verlegmörtel oder durch einen nicht ausreichend getrockneten Estrich und liegt eine lückenfreie Abdichtung vor, bleibt dem Wasser nur die Fuge als Möglichkeit zu entweichen. Auch nachschiebende Feuchtigkeit aus dem Untergrund kann für Dauerfeuchtigkeit unter dem Belag sorgen. Durch die Fliese selbst ist eine Abtrocknung nicht möglich. Deshalb wird die Diffusion umso schwerer, je geringer der Fugenanteil ist. Um diese Schäden zu vermeiden, sollte der Verleger unbedingt vorab eine Restfeuchtemessung vornehmen. Geeignet und zulässig ist die sogenannte CM-Messung (Calcium-Carbid-Methode), bei der die Feuchtigkeit einer entnommenen Estrichprobe über eine chemische Reaktion gemessen wird. Verlegereif sind Estriche dann, wenn folgende Werte nicht überschritten werden:

  • 2,0 CM-% für Zementestrich
  • 0,5 CM-% für Calciumsulfat-Estrich
  • 0,3 CM-% für beheizte Calciumsulfat-Estriche 

Feuchtigkeit von oben kann nur über die Fuge in den Untergrund eindringen, da die meisten keramischen Fliesen heute über eine geringe Wasseraufnahmefähigkeit verfügen. Um ein Eindringen und die daraus resultierenden Schäden zu vermeiden, müssen gefährdete Bereiche mit hohem Wasserandrang von außen (zum Beispiel Schwimmbäder) über eine zusätzliche Abdichtung geschützt werden.

Verfärbungen

Verfärbungen stellen zwar keine Beeinträchtigung der Gebrauchsfähigkeit dar, sind aber dennoch möglichst zu verhindern. Besonders empfindlich ist poliertes Feinsteinzeug. Diese besonders harte und widerstandsfähige Fliese ist generell durch die geschlossenen Poren sehr widerstandsfähig gegen Verschmutzungen und Verfärbungen. Wird die Oberfläche allerdings zur optischen Aufwertung poliert oder geschliffen, wird die hartgesinterte Außenschicht angegriffen und es entstehen nicht sichtbare Porenräume. Durch einen wirksamen Fleckenschutz lässt sich dieser Schaden leicht vermeiden. Ebenfalls anfällig für Flecken und Verfärbungen sind echte Cotto- oder Steingutfliesen. Die offenporigen Scherben haben eine hohe Wasseraufnahmefähigkeit, Verfärbungen können eventuell aus dem Untergrund stammen oder durch verschiedene Substanzen von oben verursacht werden. Um dauerhafte Verschmutzungen zu verhindern, können diese Fliesen gewachst, imprägniert oder versiegelt werden. Besonders beim Aufbringen von nachträglichen Imprägnierungen ist darauf zu achten, dass der Belag vollständig trocken ist.

Schäden durch falsche Reinigungsmaßnahmen

Im Zusammenhang mit Verfärbungen können Bauschäden auch entstehen, wenn eine nicht sachgemäße Bauschlussreinigung erfolgte. Bei dieser Endreinigung nach Fertigstellung der Arbeiten werden Verunreinigungen wie Zementschleier oder Mörtelreste vom Fliesenbelag entfernt. Um Reste von kunststoffvergüteten Fugenmassen und Mörteln zu entfernen, ist eine alkalische Reinigung erforderlich, die allerdings häufig „vergessen“ wird. Zurückbleiben Flecken oder Filme, die sich im Nachhinein nur sehr schwer entfernen lassen.

Schäden können auch dann entstehen, wenn falsche Reinigungsmittel verwendet werden. So dürfen saure Reiniger auf Salzsäurebasis nicht auf Glasuren mit metallhaltigen Oberflächen verwendet werden. Viele Hersteller setzen heute metallische Mineralien für die Glasur ein, zum Beispiel bei den trendigen Metallfliesen – Schäden an der Oberfläche sind dann vorprogrammiert. Auch die Mischung verschiedener haushaltsüblicher Reiniger kann Schäden hervorrufen und außerdem die Gesundheit durch giftige chemische Reaktionen schädigen. Auch filmbildende Reiniger werden für Fliesen nicht empfohlen. Insbesondere bei Bodenbelägen kann die Rutschhemmung verringert werden.

Fliesenbruch und Abplatzungen

Keramische Beläge, insbesondere das Feinsteinzeug, verfügen über hohe Bruchfestigkeiten und sind deshalb bei richtiger Verlegung geeignet, hohe Lasten schadensfrei aufzunehmen. Zu Problemen kann es bei Punktbelastungen kommen, da die Fliese dann auf Biegezug beansprucht wird. Während von oben Druck ausgeübt wird, wirkt auf die Unterseite der Fliese eine Zugkraft. Um Schäden zu vermeiden, ist generell eine möglichst hohlraumfreie Verlegung wichtig, weiterhin dürfen Fliesen nur mit den zugelassenen Lasten beansprucht werden.

Höheren Belastungen halten generell quadratische Fliesenformate stand, da die Last hier gleichmäßig verteilt wird, zum Teil gibt es für den Hochlastbereich schon Fliesen, die bei einer Dicke von 11mm und einem Format von 30x60cm Druckbelastungen bis 60 N/mm² aushalten.

Werden besonders dünne und/ oder großformatige Fliesen und Platten verlegt, empfehlen sich das Buttering-Floating-Verfahren oder die Verlegung im Fließbettmörtel, da hierbei die Hohlräume unter den Fliesen minimiert werden. Die hohlraumfreie Verlegung ist insbesondere auch bei der neuartigen, nur 3mm dünnen und sehr großformatigen Porzellankeramik oder den extrem dünnen und großformatigen Feinsteinzeugplatten erforderlich. Dieses Material verhält sich ganz ähnlich wie Glas und ist ebenso empfindlich was Transport und Bearbeitung angeht.

Sicherheitsrisiko an Treppen und Kanten

Beschädigte Fliesen können – insbesondere an Treppen und Kanten – ein Sicherheitsrisiko darstellen. Insbesondere lose Fliesen oder abgeplatzte und abgebrochene Ecken sind unfallträchtig und wirken zudem optisch unansehnlich. Die Schäden sind in vielen Fällen nicht durch eine fehlerhafte Verlegung verursacht, sondern durch die erhöhte mechanische Belastung. Abhilfe schaffen Stufenkanten aus Metall oder Kunststoff. Die Schienen führen außerdem zu einer besseren Erkennbarkeit der Kante und verringern so die Unfallgefahr.