Zur Entstehungsgeschichte
Zu Beginn der 1990er Jahre stellten sich zwei Wissenschaftler eine wichtige Frage: Reichen die Kapazitäten der Erde aus, um die Anforderungen ihrer Bewohner zu erfüllen? Um einen mess- und nachvollziehbaren Wert zu erhalten, entwickelten Mathis Wackernagel und William Rees den ökologischen Fußabdruck. Als Maß wurde die Fläche der Erde etabliert, die mit der Einheit „globale Hektar“ bemessen wurde. Die Einheit benennt die Ressourcen, die die Erde zur Verfügung stellt auf der einen Seite und den Verbrauch dieser Ressourcen auf der anderen Seite.
Die Berechnungsgrundlage
Als Grundlage für die gesamte zur Verfügung stehende Fläche dient die Landmasse der Erde von 8,3 Mrd. Hektar. Diese wird unter allen Menschen aufgeteilt, hinzu wird eine Erhaltungsfläche addiert. Unter Berücksichtigung der zur Verfügung stehenden Flächenart wie Ackerland, Siedlungsfläche oder Wald sowie von den jeweiligen Produktzyklen entsteht für jeden Menschen ein spezifischer Verbrauch an Fläche. Je höher der Wert, umso größer ist der ökologische Fußabdruck. Übersteigt die Nachfrage nach Energie und Ressourcen das insgesamt zur Verfügung stehende Angebot, wird die Erde zunehmend ausgebeutet und die Vorräte gehen irgendwann vollständig zu Ende. Die Aufgabe in allen Bereichen lautet also, die Ressourcen möglichst zu schonen, den ökologischen Fußabdruck zu verringern und so nachhaltige Gebäude zu schaffen.
Wann ist ein Gebäude nachhaltig?
Der Begriff der Nachhaltigkeit gliedert sich in drei Säulen, die auch im Bereich des Bauens beziehungsweise für Gebäude Gültigkeit besitzen:
Die Nachhaltigkeitsentwicklung im Bauwesen
Gebaut werden wird immer, daher ist gerade das Bauwesen in Sachen Nachhaltigkeit besonders relevant. Wohnen und eine funktionierende Infrastruktur gehören zu den Grundbedürfnissen des Menschen. Die Material- und Ressourcenaufwendungen, die gerade bei Baumaßnahmen entstehen, sind sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch relevant und bestimmen den ökologischen Fußabdruck eines Gebäudes.
Normierungsvorhaben
International wird bereits seit vielen Jahren an einer Entwicklung und Normierung im Bauwesen gearbeitet, im Rahmen einer europaweiten Harmonisierung der Bewertungskriterien und Datengrundlagen wurden verschiedene Normierungsvorhaben gestartet:
- ISO/TC 59/SC 17 „Nachhaltiges Bauen“
- CEN/TC 350 „Nachhaltigkeit von Gebäuden“
Die beiden Vorhaben sollen eine gemeinsame Basis entwickeln, auf deren Grundlage Einzelbauwerke nachhaltig errichtet und unterhalten werden können. So sollen einheitliche Berechnungsgrundlagen bereitgestellt werden, die zum einen für die Beschreibung der Nachhaltigkeitsmerkmale von Baustoffen sowie die von ganzen Gebäuden geeignet sind.
EPD – Umwelt-Produktdeklarationen
Ebenfalls hilfreich und für Bauherren und Unternehmer als Anhaltspunkt dienlich sind die Umweltdeklarationen für Bauprodukte, die in Deutschland und vielen anderen Ländern vorhanden sind. In den Deklarationen sind zum Beispiel der Beitrag zum Treibhauseffekt und zur Nutzung der Ressourcen beschrieben, aber auch die Auswirkung des Produktes auf die Umwelt wie zum Beispiel Smogbildung, Überdüngung oder Versauerung. Entscheidender Initiator dieser Umweltdeklarationen ist das Institut für Bauen und Umwelt e.V. (IBU). Als Zusammenschluss namhafter Hersteller von Bauprodukten wird hier die Forderung nach mehr Nachhaltigkeit im Bauwesen und einer Reduktion des ökologischen Fußabdrucks Nachdruck verliehen. Das IBU stellt Umwelt-Produktdeklarationen (EPDs) vom Ökolabel Typ III gemäß ISO- und CEN-Normung dar.
Die Deklarationen dienen gleichzeitig als Grundlage für die ökologische Gebäudebewertung nach DIN EN 15978 „Nachhaltigkeit von Bauwerken - Bewertung der umweltbezogenen Qualität von Gebäuden“ und basieren auf internationalen Normen. Die EPDs unterstützen durch ihre Aussagekraft Architekten und Planer, Bauunternehmer, aber auch Immobiliengesellschaften, das Facility Management und alle Hersteller von Bauprodukten. EPDs gibt es mittlerweile für zahlreiche Bauprodukte in vielen Kategorien von Abdichtung bis Wärmedämmverbundsystem (WDVS). Für neue Bauprodukte nach ISO 14025 und EN 15804 gibt es Kategorieregeln (PCR), die den Deklarationsprozess bestimmen. Jede Deklaration wird zur Verifizierung von unabhängigen Dritt-Instituten geprüft und bestätigt. Erst dann ist das EPD offiziell gültig und darf verwendet werden.