Gesundes Wohnen

Wohngesundheit und Baubiologie

Seit langem spielt der Klimaschutz, insbesondere die Eindämmung von CO2-Emissionen, eine große Rolle. Dies schlägt sich auch im Bauwesen nieder, der Blick auf für die Umwelt unbedenkliche Dämmstoffe und andere Baumaterialien wird zunehmend größer. Unter dem Überbegriff der Baubiologie werden Aspekte zur Wohngesundheit wie auch zum Umweltschutz zusammengefasst.

Die Menschen verbringen zunehmend Zeit in Gebäuden und Häusern, oft bis zu 20 Stunden pro Tag. Aufgrund der langen Verweildauer können sich Schadstoffe und Wohngifte deutlicher auf die Gesundheit niederschlagen, durch energetisch abgedichtete Häuser werden Luftwechsel immer komplizierter durchzuführen. Die genannten Aspekte können krank machen, auch wenn sie in energetischer Hinsicht durchaus sinnvoll sind. Um zu ermitteln, ob eine beeinträchtigte Gesundheit ihre Ursache in den Aufenthalts- und Wohnräumen hat, ist ein Baubiologe der richtige Ansprechpartner. Die Baubiologie ist eine noch recht junge Wissenschaft, die interdisziplinär arbeitet und versucht, durch eine ganzheitliche Betrachtung des menschlichen Umfelds beste Wohn- und Lebensbedingungen zu schaffen.

Wohngifte im Haus

Anzeichen auf Wohngifte im Haus sind zum Beispiel Kopfschmerzen, Schwindel oder Übelkeit. Auch Atembeschwerden, Beklemmungsgefühle oder Hautreizungen können auf giftige Substanzen in der Wohnung hinweisen und das Raumklima beeinträchtigen.

  • Flüchtige organische Verbindungen (VOC) sind im Wohnbereich in einer Vielzahl von Produkten verborgen. Die Substanz steckt in Klebern, Farben oder auch Bodenbelägen.

  • Ebenfalls zu den chemischen Schadstoffen zählen Weichmacher in PVC Fußböden oder Formaldehyd aus Spanplatten und Möbeln.

  • In Altbauten findet sich teilweise noch das Holzschutzmittel PCP (Pentachlorphenol), das zahlreiche Beschwerden verursachen kann.

  • Zu den biologischen Schadstoffen zählen neben Schimmel auch Bakterien, Hefepilze oder Hausstaubmilben. Bei hoher Konzentration können dadurch Allergien wie auch Beschwerden der Atemorgane ausgelöst werden.

  • Zu den physikalischen Belastungen gehört der Elektrosmog, der teilweise immer noch negiert wird. Elektromagnetische Strahlung, die durch Leitungen, Geräte, aber auch Handys und Schnurlostelefone verursacht wird, kann den Schlaf stören und die Gesundheit belasten.

Gesundheitsaspekte bei der Baustoffauswahl

Soll ein Neubau oder eine Sanierung insbesondere im Hinblick auf die Wohngesundheit erfolgen, dann sind verschiedene Aspekte bei der Baustoffauswahl zu beachten. Es kommt dabei auf das Material und dessen Bioverträglichkeit an. Ebenso wichtig ist, dass die gesamte Planung aufeinander abgestimmt ist und nicht nur der Baustoff selbst gesundheitlich unbedenklich ist, sondern auch das gesamte Konzept stimmt. Als Beispiel sollen hier die Dämmstoffe dienen, die im eingebauten Zustand folgende Probleme bereiten können:

  • Durch die Freisetzung von anorganischen Faserstäuben, die in die Lunge geraten können, entstehen zahlreiche gesundheitliche Probleme. Durch die Biobeständigkeit und das damit verbundene Krebsrisiko können chronische Erkrankungen entstehen. Die Mineralfaserindustrie hat auf die neue Sensibilität in Sachen Wohngesundheit reagiert und in den letzten Jahren Produkte mit deutlich reduzierter Biobeständigkeit entwickelt. Generell sollte beim Arbeiten mit Faserstoffen auf eine gute Belüftung sowie staubarmes Arbeiten und geeignete Schutzkleidung geachtet werden.
  • Damit organische Faserstoffe langfristig verwendbar sowie resistent gegen Schädlinge sind und die gesetzlich geforderten Brandschutzeigenschaften aufweisen, sind sie häufig mit Bioziden beziehungsweise Flammschutzmitteln behandelt. Zum Teil steht dafür eine toxikologische Bewertung noch aus. Dies gilt auch für Zellulosedämmstoffe und deren toxische Eigenschaften beim Einblasen oder Schütten. Staubarme Verarbeitungstechniken und Schutzmaßnahmen sind hier ein Muss.

  • Organische Schaumstoffe sind zu Brandschutzzwecken mit Flammschutzmitteln ausgerüstet. Promorganische Verbindungen, die bei der Verbrennung Dioxin entwickeln können. Treibmittel, die zum Ozonabbau führen, sollten nicht verwendet werden.

  • Anorganische Bläh- oder Schaumstoffe sind hinsichtlich der Schadstoffe größtenteils unauffällig. Allerdings eignen sich diese Dämmstoffe nicht für jeden Einsatzbereich.

Der Baubiologe – hilfreicher Fachmann auf dem Weg zum gesunden Wohnen

Ein Baubiologe wird oft herangezogen, wenn gesundheitliche Probleme auftauchen, deren Ursache im Wohnhaus oder im Hauptaufenthaltsgebäude vermutet wird. Wer sein Haus schon im Vorfeld wohngesund planen und bauen will, der kann den Fachmann auch von Anfang an mit einbeziehen. Nicht nur das Wohnhaus selbst kann nach baubiologischen Gesichtspunkten geplant werden, auch das Grundstück wird auf seine Tauglichkeit als Bauplatz untersucht und bewertet. Im Überblick übernehmen Baubiologen folgende Dienstleistungen:

Beratung
Analysen
Gestaltung

Viele Baubiologen befassen sich mit alternativen Wissenschaften oder wissenschaftlichen Grenzbereichen wie Feng Shui oder Ruten gehen als traditionelles Arbeitsmittel. Gearbeitet wird außerdem mit modernster Messtechnik zur Bewertung von Bausubstanz und Grundstück. Hochwertige Geräte erlauben präzise Messungen nach dem Standard der baubiologischen Messtechnik (SBM). Verwendet werden unter anderem Partikelzähler für Wohngifte und Schadstoffe, Hochfrequenz-Messgeräte zur Ortung elektromagnetischer Wellen oder Messgeräte zur Beurteilung des Raumklimas.

Die Berufsbezeichnung des Baubiologen ist nicht genau definiert und nicht gesetzlich geschützt. Bauherren sind deshalb oft verunsichert hinsichtlich der Qualifikation. Ein zuverlässiger Ausbilder für Baubiologen ist das Institut für Baubiologie, das seit 1977 ausbildet und zertifizierte Baubiologen IBN hervorbringt. Qualifizierte Baubiologen sind zum Beispiel im Berufsverband Deutscher Baubiologie (VDB) oder im Verband Baubiologie (VB) gelistet.

Checkliste gesundes Bauen

Um ein Eigenheim unter den Aspekten der Wohngesundheit zu errichten, sind in erster Linie emissionsarme Baustoffe erforderlich. Hier können sich die Planer und Bauunternehmen bei der Auswahl auf die verschiedenen seriösen Label und Zertifikate wie zum Beispiel den Blauen Engel, Natureplus oder die EPD-Umweltdeklarationen verlassen. Ebenfalls wichtig ist der Einbau durch fachkundige Handwerker. Eine abschließende Raumluftmessung, die unter anderem ein Baubiologe durchführen kann, gibt Aufschluss darüber, ob die Schadstoffgrenzen eingehalten werden. Folgende Punkte sollten Bauherren beachten, wenn sie ein gesundes Wohnhaus errichten oder eine wohngesunde Sanierung durchführen lassen möchten:

  • Der gesundheitliche Bedarf (zum Beispiel Grenzwerte, erlaubte Baustoffe) muss formuliert und vertraglich festgelegt werden.

  • Bei Sanierungen sind besonders auch Altlasten zu berücksichtigen.

  • Die Planer sollten fundierte Kenntnisse im Bereich des gesunden Bauens haben.

  • Die ausführenden Handwerker sollten sich mit den ökologischen Materialien und deren Verarbeitung auskennen.

  • Die gewählten Baustoffe sollten bei fachkundigen Baustoffhändlern bezogen werden, die auch eine Beratung leisten können.

  • Ein fortlaufendes Qualitätsmanagement unterstützt ein gutes Endergebnis.

Wie umfassend der Gesundheitsschutz im Eigenheim ausgeführt wird, hängt auch mit den Bedürfnissen der Bewohner zusammen. Für Kleinkinder, Schwangere, ältere Menschen und Allergiker ist ein höchstmöglicher Gesundheitsschutz angemessen, für gesunde Menschen ist ein normaler Gesundheitsschutz in der Regel ausreichend. Durch die begrenzte Aufenthaltsdauer ist am Arbeitsplatz häufig die Einhaltung der gesetzlichen Grenzwerte angemessen, um die Gesundheit zu erhalten.