Innengestaltung

Fliesen in Feuchträumen

Feuchträume sind die Räume in Gebäuden, in denen keramische Wand- und Bodenbeläge besonders häufig verlegt sind. Gerade in den Sanitärräumen bestehen aber auch besondere Anforderungen, was die Dichtigkeit des Belags und die Widerstandsfähigkeit gegen Feuchtigkeit angeht.

Bäder und Feuchträume sind regelmäßig dem Wasser ausgesetzt. Sie brauchen dementsprechend eine besonders gute Abdichtung, um dauerhafte Feuchtigkeit am Mauerwerk und daraus resultierende Schäden an der Bausubstanz zu vermeiden. Besonders anfällig sind die Spritzwasserbereiche rund um Waschbecken, Duschen und Badewannen. Bei bodengleichen Duschen ist der Bereich rund um den Ablauf besonders beansprucht. Als ideale Abdichtung für diese Bereiche haben sich Verbundabdichtungen erwiesen. Dazu wird eine Streich- oder Spachtelabdichtung mit einem Belag von keramischen Platten und Fliesen im Dünnbettverfahren kombiniert. Anstatt der Spachtelabdichtung können auch wasserundurchlässige Abdichtungsbahnen eingesetzt werden.

Abdichtungsbereiche in Sanitärräumen

Die vorab genannte Verbundabdichtung ist insbesondere in folgenden Bereichen erforderlich:

  • Wände im Duschbereich bis 30cm oberhalb der Dusche
  • Wände im Wannenbereich bis 20cm oberhalb der Armaturen
  • Rund um Anschlussflansche bei bodengleichen Duschen mit Ablaufrinne
  • Fugen zwischen Duschelement und Estrich sowie Wandanschlüsse bei vorgefertigten bodengleichen Duschelementen mit integriertem Ablauf
  • Durchdringungen wie Armaturanschlüsse oder Abläufe

Zusätzlichen Schutz zur Abdichtung bieten eingearbeitetes Gewebe oder Fugenbänder. Die Abdichtung sollte mindestens 15cm über den Bodenbelag in den Wandbereich gezogen werden um einen zuverlässigen Spritzwasserschutz zu bieten. 

Die Vorbereitung des Untergrunds

Wie dicht ein keramischer Wand- oder Bodenbelag letztendlich ist, hängt nicht nur von der Fliesenverlegung und der fachgerechten Verfugung ab, sondern ist auch eine Sache des Untergrundes. Abgedichtet werden können folgende Untergründe in der Regel problemlos:

  • Estrich und Beton
  • Putzuntergründe
  • Gipskartonplatten
  • Leichtbetonhohlwandplatten
  • Maschinelle Gipsputzuntergründe
  • Porenbetonbauplatten 

Als besonders kritisch gelten alle Übergänge zwischen Sanitäreinrichtung und Wand oder Boden, Wanddurchdringungen von Anschlüssen, Eckfugen und Bodenabläufe. 

Fliesen verlegen in Feuchträumen

Die Fliesenverlegung in Feuchträumen unterscheidet sich grundsätzlich nicht von der Verlegung in anderen Räumen, allerdings kommen einige Arbeiten hinzu. So wird bei Bedarf eine abdichtende Grundierung aufgetragen, im Anschluss daran erfolgt die Abdichtung für beanspruchte Bereiche. In Feuchträumen, die in Trockenbauweise errichtet sind, werden spezielle Feuchtraumgipskarton- oder andere feuchtigkeitsunempfindliche Trockenbauplatten eingesetzt. Für Eck-, Anschluss- und Bewegungsfugen empfiehlt es sich, ein zusätzliches Abdichtband bereits in den Erstestrich einzubetten. Ist der vorbereitete Untergrund getrocknet, werden die Fliesen wie gewohnt verlegt und verfugt.

Rutschhemmung – für Bodenbeläge in Feuchträumen besonders wichtig!

Der Rutschhemmung von Bodenbelägen kommt im Bereich der Feucht- und Nassräume eine besondere Bedeutung zu. Zahlreiche Unfälle kommen durch ein Ausrutschen auf glatten Bodenbelägen zustande. Das gilt im privaten wie im gewerblich-öffentlichen Bereich. In Arbeitsräumen im gewerblichen Bereich sowie in nassen Barfußbereichen sind Spezialfliesen mit erhöhter Rutschhemmung aus versicherungsrechtlichen Gründen vorgeschrieben. Für den privaten Bereich gibt es keine diesbezüglichen Vorschriften, dennoch ist es empfehlenswert, rutschhemmende Fliesen als Bodenbelag einzusetzen. Die Einstufung der Beläge erfolgt in folgende Gruppen:

  • Fliesen R 9: geringer Haftreibwert
  • Fliesen R 10: normaler Haftreibwert
  • Fliesen R 11: erhöhter Haftreibwert
  • Fliesen R 12: großer Haftreibwert
  • Fliesen R 13: sehr großer Haftreibwert

In privaten Bädern und Nassbereichen wird eine Rutschhemmung von R 11 empfohlen. Zu beachten ist dabei, dass mit der Verbesserung der Rutschhemmung aufgrund der raueren Oberfläche die Reinigung erschwert wird. In öffentlichen Barfußbereichen wie zum Beispiel im Schwimmbad oder in der Sauna wird in die Bewertungsgruppen A, B und C unterteilt. 

Sichere Versiegelung der Anschlussfugen in Bad, Küche und WC

Besonders schadensanfällig bei der Fliesenverlegung sind die Eck- und Anschlussfugen. Durch die Verwendung von elastischem Fugenmaterial werden zum einen Spannungen und Setzungen aufgenommen, zum anderen werden die Fugen vollständig abgedichtet. Als bewährtes Dichtmittel wird dazu Sanitärsilikon verwendet, das in der Regel mit einem zusätzlichen Antischimmelschutz ausgestattet ist. Dauerelastisch versiegelte Fugen sind Wartungsfugen, das Fugenmaterial muss hin und wieder erneuert werden. Für Fliesen und Platten, die im Außenbereich höherer Feuchtebelastung ausgesetzt sind, kommt auch eine nachträgliche Imprägnierung in Frage.

Abdichtungen von Bodenabläufen

Ein besonders sensibler Bereich sind die Bodenabläufe in Bädern und anderen Feuchträumen. Die Abläufe leiten Schmutzwasser in die Entwässerungsleitung ab und werden nach Schmutzwassermenge, Verkehrsbelastung und Anforderung an die Rutschhemmung bemessen. Hinsichtlich der Abdichtung sind die Vorgaben der DIN 18195 zu beachten. Der Ablauf muss wasserdicht in die Flächenabdichtung des Bodens eingebaut werden. Als sicherste Anbindung an vorhandene Dichtungsbahnen gilt der Pressdichtungsflansch. Liegt eine Verbundabdichtung vor, dann erfolgt die Abdichtung direkt auf dem Estrich und unterhalb des Fliesenklebers. Ein großer Vorteil dieser Abdichtungsform ist, dass der Estrich nicht mit Schmutzwasser in Kontakt kommt, bzw. damit überflutet werden kann. Was für den Bodenablauf gilt, betrifft ebenso andere Formen der Entwässerung wie zum Beispiel Duschrinnen oder Flächenentwässerungen.

Merkblatt für Abdichtung vom Zentralverband des Baugewerbes

Der Zentralverband des Baugewerbes (ZDB) hat ein Merkblatt herausgegeben, das als anerkannte Richtlinie gilt. Das Merkblatt „Hinweise für die Ausführung von flüssig zu verarbeitenden Verbundabdichtungen mit Bekleidungen und Belägen aus Fliesen und Platten für den Innen- und Außenbereich“ unterscheidet mäßige und hohe Beanspruchungen von Abdichtungen:

  • Als mäßig werden die Anforderungen an die Abdichtung bezeichnet, wenn der Bereich zeitweise wieder abtrocknen kann. Dies gilt zum Beispiel für Bäder im privaten Bereich oder auch für Hotelbäder.
  • Flächen, die ständig unter Wasser stehen, gelten als stark beansprucht. Dazu gehören zum Beispiel öffentliche Duschen oder auch die Umgänge der Becken im Schwimmbad.

Im Merkblatt des ZDB aus dem Jahr 2010 sind weiterhin folgende Regeln hinsichtlich der Abdichtung aufgeführt:

  • Mäßig oder hoch durch Feuchtigkeit beanspruchte Flächen müssen generell abgedichtet werden.
  • Für Bereiche mit hoher Beanspruchung müssen zwingend feuchtigkeitsunempfindliche Untergründe eingesetzt werden.
  • Feuchtigkeitsempfindliche Untergründe mit Abdichtung sind für mäßig beanspruchte Bereiche zulässig.
  • Bodenflächen mit Ablauf dürfen nicht aus feuchtigkeitsempfindlichen Untergründen bestehen.
  • Wandflächen, die nur mäßig beansprucht sind, müssen nicht abgedichtet werden, wenn der Untergrund feuchtigkeitsunempfindlich ist.

Maßgebliches Regelwerk für die Abdichtung in Nassräumen ist die DIN 18195-5. Im Teil 1 der Verordnung ist der Begriff Nassraum als Innenraum definiert, „in dem nutzungsbedingt so viel Wasser anfällt, dass zu seiner Ableitung eine Fußbodenentwässerung erforderlich ist. Bäder im Wohnungsbau ohne Bodenablauf zählen nicht zu den Nassräumen“.