Innengestaltung

Konstruktiver Holzschutz für die Langlebigkeit von Holzbauteilen

Holz ist als organisches Material weit mehr durch die Umgebungsbedingungen beeinflusst als andere Baustoffe wie Beton oder Metall. Gerade dann, wenn Holz als Bauteil im Außenbereich verwendet wird, muss es vor der Witterung geschützt werden.

Neben den Maßnahmen des chemischen Holzschutzes eignen sich konstruktive Maßnahmen dazu, die Lebensdauer der Bauteile deutlich zu verlängern. In der Neufassung der DIN 68 800-2 ist der konstruktive Holzschutz mittlerweile zur Pflicht geworden und dem chemischen Schutz vorzuziehen.

Grundsätzliche Überlegungen zum konstruktiven Holzschutz

Die wichtigste Regel beim Schutz von Holz, Holzbauteilen und Holzwerkstoffen ist, dass Feuchtigkeit soweit wie möglich vom Holz ferngehalten wird. Ist dies nicht möglich, müssen Konstruktionen entwickelt werden, die das schnelle Ablaufen oder Abtrocknen von Wasser ermöglichen. Werden die Regeln des Holzschutzes nicht beachtet, sinkt die Lebensdauer des Holzes drastisch, Konstruktionen werden beeinträchtigt bzw. zerstört. Um dieses Risiko zu minimieren, sollten bereits in der Planungsphase von Holzbauwerken oder Holzbauteilen die folgenden Überlegungen mit einbezogen werden. 

Darauf sollte schon in der Planungsphase geachtet werden

  • Der Schwerpunkt sollte immer auf dem konstruktiven Holzschutz liegen. Chemischer Holzschutz wird nur dort eingesetzt, wo es unbedingt erforderlich ist (zum Beispiel im Bereich von Schwellen).
  • Bauteile aus Holz müssen durch geeignete Maßnahmen wie zum Beispiel Überdachungen oder Hinterlüftungen weitgehend trocken gehalten werden.
  • Die Holzart muss für den Einsatzzweck zugelassen sein. Dies betrifft Gebrauchs- und Dauerhaftigkeitsklassen nach DIN 68 800.

Um einen ausreichenden und wirksamen konstruktiven Holzschutz zu gewährleisten, müssen die Witterungseinflüsse auf das Holzbauteil bekannt sein und berücksichtigt werden.

Die Haupteinflüsse, die das Holz schädigen können, sind

  • direkte oder indirekte Bewitterung,
  • Tauwasserbildung durch Wasserdampfentwicklung und
  • chemische Schadstoffe aus der Luft.

Durch diese Einwirkungen werden Bedingungen geschaffen, die das Holz anfällig für holzschädigende Insekten und Pilze machen. Dauerhafte UV-Einstrahlung zerstört das Lignin im Holz und andere Bestandteile. Dies wiederum hat eine Schwächung der Stabilität und damit möglicherweise der Statik des Gesamtgebäudes zur Folge. 

Zusammenarbeit mit einem Fachplaner

Damit baulicher Holzschutz wirksam am Gebäude umgesetzt werden kann, ist eine Zusammenarbeit der Fachplaner von Anfang an erforderlich. Die Sachkenntnis hinsichtlich des baulichen Holzschutzes muss gewährleistet sein, zusammen mit dem Statiker werden die Aspekte der Tragfähigkeit berücksichtigt. Gerade bei Bauwerken, die größtenteils aus Holz erbaut sind – zum BeisWpiel bei Blockhäusern – sollte ein Sachverständiger für Holzschutz, bzw. ein Holzbauingenieur in Planungs- und Ausführungsphase hinzugezogen werden. Die Forderungen nach der Sachkenntnis sind in der DIN 68 800-1 verankert.

Regeln im konstruktiven Holzschutz

Jedes Holzbauteil stellt unterschiedliche Anforderungen an den konstruktiven Holzschutz, dennoch gibt es einige grundsätzliche Regelungen, die beachtet werden müssen:

  • Um tragende Holzbauteile im Wandbereich zu schützen, muss die Gebäudehülle luft- und schlagregendicht ausgeführt werden.
  • Dach- und Wandkonstruktionen müssen hinterlüftet, bzw. luftumspült ausgeführt werden, so dass eventuell eingedrungenes Wasser schnell wieder abtrocknen kann.
  • Holz muss immer ausreichend Abstand vom Erdreich, bzw. von Spritzwasserbereichen einhalten. Für Fassaden bedeutet das, dass die Unterkante der Fassade mindestens 30cm vom Erdreich entfernt ist.
  • Pfosten und Stützen werden in Pfostenträgern gelagert und müssen ebenfalls einen ausreichend großen Abstand vom Erdreich, bzw. Untergrund aufweisen.
  • Anschlussdetails, Übergänge und Laibungen aus Holz sollten mechanisch anstatt mit wartungsbedürftigen Dichtstoffen geschützt werden. Dies gewährleistet eine dauerhafte Dichtigkeit.
  • Abgerundete Holzkanten reduzieren die sogenannte Kantenflucht bei Anstrichen.
  • Ablaufschrägen an horizontalen Holzflächen verhindern stehendes Wasser.
  • Kreuzverbände (zum Beispiel im Blockhausbau) müssen vor Wasserrückstau geschützt werden.
  • Insektensperren verhindern das Eindringen von Schädlingen.
  • Während der Nutzung des Bauwerks sind regelmäßige Kontrollen nötig, bei denen die konstruktiven Details auf ihre Funktionsfähigkeit geprüft werden.

Organisatorischer Holzschutz als Roter Faden

Der organisatorische Holzschutz beinhaltet konstruktive Schutzmaßnahmen, reicht aber noch viel weiter.

Vom Forstbetrieb zum Bauherrn

Bereits bei der Bauholzerzeugung durch den Forstbetrieb wird durch eine fachgerechte Fällung und Lagerung der Hölzer eine möglichst hohe Holzqualität und Widerstandsfähigkeit gesichert. Im Sägewerk erfolgen Einschnitt und Trocknung, im Imprägnierwerk wird das Holz aufbereitet und haltbar gemacht.

Dabei ist zu beachten, dass jede Behandlung mit Holzschutzmittel durch eine Imprägnierbescheinigung nach DIN 68 800-2, Absatz 10 belegt werden muss. Schließlich landet das Material beim Holzhändler und wird von dort gemäß der Planung und Ausschreibung sowie der Statik vom Handwerker bestellt.

Mit Eintreffen auf der Baustelle trägt dieser die Verantwortung für den späteren Einbauzustand der Hölzer und damit für die Wirksamkeit der Konstruktion und des Holzschutzes. Mit der Fertigstellung des Bauwerkes geht die Verantwortung an den Bauherrn über. Ist der konstruktive Holzschutz fachgerecht geplant und ausgeführt, bleibt diesem nur die regelmäßige Überprüfung der Wirksamkeit und die Gebäudepflege zur langen Lebensdauer.

Kosten für den konstruktiven Holzschutz

Durch eine aufwendigere Konstruktion entstehen zusätzliche Kosten beim Bau. Zwar versteht nahezu jeder Bauherr sehr schnell die Vorteile von konstruktiven Holzschutzmaßnahmen, die Mehrkosten, die bis zu 30% für einzelne Bauteile betragen können, schrecken andererseits ab.

Für den konstruktiven Holzschutz gibt es jedoch überzeugende Argumente wie die längere Lebensdauer der Konstruktion, die Reduktion von späteren Baumschäden (meist deutlich kostenintensiver als die konstruktiven Holzschutzmaßnahmen) sowie die Zeit- und Kosteneinsparung hinsichtlich des chemischen Holzschutzes.

Die 60-Grad-Regel

Im baulichen Holzschutz nimmt die Dachkonstruktion, insbesondere ein ausreichender Dachüberstand eine wichtige Funktion ein. Diese kann bei richtiger Konstruktion einen wichtigen Teil der Schutzfunktion übernehmen. Insbesondere Holzfassaden werden so weitgehend vor Witterungseinflüssen bewahrt. Bewährt und häufig angewandt wird die 60-Grad-Regel, die auch in den Erläuterungen der DIN 1052 (Holzbaunorm) zu finden ist.

 

Diese Regel besagt folgendes:

Der Dachüberstand sollte die Holzfassade soweit überdecken, dass eine Linie vom Fußbalken bis zur Dachtraufe einen Winkel von maximal 60 Grad aufweist.

Das Winkelmaß resultiert aus der Erfahrung, dass Regen in Mitteleuropa im ungünstigsten Fall in einem Winkel von 60 Grad an die Fassade schlägt. Den konstruktiven Schutz kann sowohl das Hauptdach als auch ein Vordach übernehmen. Wird auf halber Höhe der Fassade ein Wetterdach angebracht, kann der Dachüberstand des Hauptdaches reduziert werden. Balkone aus Holz scheiden als Schutzdach aus, da sie selbst schutzbedürftig sind.

Auch wenn die 60-Grad-Regel in sehr vielen Fällen anwendbar ist, sollte dennoch bei jedem Bauvorhaben genau geprüft werden, ob das Maß der Beschattung ideal ist. Als nachteilig kann sich auswirken, dass nicht nur der Regen, sondern auch das Licht abgehalten wird und es zu einer Verdunkelung im Inneren des Hauses kommt.